Mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz in Deutschland haben gender-queere Menschen die Freiheit, ihren Namen selbstbestimmt zu wählen. Die Standesämter sind auf die Umstellung vorbereitet und es können für die dreimonatige Wartepflicht Termine ab November vergeben werden. Diese wichtige Gesetzesänderung stärkt Rechte und Freiheiten und ermöglicht es LGBTIQ*-Personen, ihre Identität durch ihren Namen auszudrücken. Für alle, die das Gesetz anwenden möchten, verweisen wir auf diesen Leitfaden für Erklärungsberechtigte des Bundesverband Trans* e.V. aus Berlin.
Für den Gang zum Amt kann es vielleicht befreiend sein analog zu einer Hochzeit Menschen einzuladen oder sich ein Begleitung mitzunehmen. Vielleicht organisiert ihr eine echte "Gender Reveal Party" und eignet euch den Begriff an. Lasst eurer Krativität freien Lauf. Vielleicht ist es für einige aber auch einfach "endlich" und ihr habt keine Lust darum etwas organisieren zu müssen. Macht es so, wie ihr es euch wünscht: #selbstbestimmt
Wir haben allen Standesämter in Schleswig-Holstein für euch angeschrieben. Aus den Antworten geht hervor, dass die Standesämter sich gerade vorbereiten oder bereits vorbereitet sind. Beim tatsächlichen Prozess der Namensänderung muss laut mancher Standesbeamt:innen der sog. Deadname verlesen werden und unmittelbar danach wird der neue Vorname festgeschrieben. Wir gehen davon aus, dass ihr euch das Standesamt für diesen Termin aussuchen könnte (wie bei einer Hochzeit), nachdem ihr den Termin bei eurem zuständigen Wohnortstandesamt angemeldet habt. Vorgaben aus Berlin, die auf einem Anmeldungsentwurf zur Anzahl der neuen Vornamen vermerkt waren, haben keine uns bekannte gesetzliche Grundlage. Wir gehen davon aus, dass ihr auch über die Anzahl der Vornamen selbstbestimmt entscheiden könnt, um eure Geschlechtsidentität abzubilden.
Auch wenn es keine festen gesetzlichen Vorgaben gibt, haben sich durch Rechtsprechung und Gewohnheitsrecht gewisse Richtlinien für die Namensgebung entwickelt, an denen sich Standesbeamte und Gerichte orientieren. So sollte der neue Vorname eindeutig als Vorname erkennbar sein. Der gewählte Vorname darf nicht erniedrigend, lächerlich, beleidigend oder herabsetzend sein. Adelstitel und akademische Titel gelten nicht als Vornamen, und auch Krankheiten oder medizinische Bezeichnungen sind unzulässig. Markennamen, Ortsnamen, Familiennamen und negativ besetzte Begriffe sind als Vornamen ungeeignet, es sei denn, der Name ist international als Vorname anerkannt. Es gibt keine genaue Festlegung zur Anzahl der zulässigen Vornamen, aber fünf gelten als Richtwert, wobei mehr als zehn Vornamen auf jeden Fall zu viel sind. Gebräuchliche Kurzformen eines Vornamens sind erlaubt, Koseformen hingegen nicht. Namen mit negativer Konnotation z.B. aus der Bibel, wie Judas, sind nicht erlaubt, während Heiligennamen und andere biblische Namen, wie Jesus, zulässig sind. Die Entscheidung über die Zulässigkeit eines Namens liegt letztlich im Ermessen der Standesbeamt*innen, die das Wohl dder Antragssteller*innen berücksichtigen sollen. Unserer Meinung ist nach dem Selbstbestimmungsgesetz das Wohl bereits vorausgesetzt und der Wunschname sollte durch das Standesamt akzeptiert werden.
Das neue Selbstbestimmungsgesetz bietet euch die Möglichkeit, euren Namen selbst zu wählen und damit eure Geschlechtsidentitäten frei auszudrücken. Nutzt diese Freiheit und gestaltet eure Zukunft mit einem oderer mehreren Namen, die wirklich zu euch passen. Es gibt einige Organisationen und Beratungsstellen, die euch bei diesem wichtigen Schritt begleiten und unterstützen können. Unsere Informations- und Beratungsstelle NaSowas wendet sich an alle queeren Menschen bis 26 Jahren in Schleswig-Holstein. Gemeinsam schaffen wir eine inklusive Gesellschaft, in der jeder Menschen den Namen tragen kann, der zu dieser Person passt. Meldet Euch gerne innerhalb der Sprechzeiten oder über unsere Onlineberatungsstelle.
Wie möchtest Du genannt werden? Entspricht Dein Vorname den oben genannten Vorgaben und ist für Dich mit Deinem Geschlechtseintrag 'divers' oder 'keine Angabe' stimmig, kannst Du als genderqueere, diverse, nicht-binäre, genderfluide, agender oder inter* Person selbst über Deine/n Namen bestimmen! Melde Dich gerne bei uns, wenn es Probleme gibt.
Pressemitteilung, Lübeck, 21.03.2024: Im Rahmen des bevorstehenden Trans Day of Visibility am 31. März organisiert das Jugendnetzwerk lambda::nord eine Demonstration, um die Sichtbarkeit und Anerkennung von trans* Personen zu stärken. Die Demonstration startet am 26.03.2024 um 16 Uhr Am Brink in Lübeck.
Der Trans Day of Visibility, der jedes Jahr am 31. März begangen wird, ist ein bedeutender Anlass, um Solidarität mit trans* Personen zu zeigen und auf die Herausforderungen hinzuweisen, mit denen trans* Personen weltweit konfrontiert sind. Diese Demonstration soll eine Plattform bieten, um die Stimmen von trans* Personen zu stärken, ihre Geschichten zu teilen und die dringende Notwendigkeit für Gleichberechtigung und Akzeptanz zu betonen.
„Trans* Personen sind noch immer massiver Diskriminierung ausgesetzt – sowohl aus rechtlicher als auch aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive. Das muss sich dringend ändern“, sagt Julia Ostermann, Sozialarbeiterin beim Jugendnetzwerk lambda::nord e.V. „Diese Demonstration ist eine Gelegenheit, gemeinsam für eine Welt einzustehen, in der trans* Personen frei von Diskriminierung leben können. Wir möchten unsere Unterstützung zeigen und die Gesellschaft ermutigen, sich für die Rechte und Würde aller Geschlechteridentitäten einzusetzen."
Moritz Griepentrog, Landesgeschäftsführung für das Jugendnetzwerk lambda::nord ergänzt: „Die Hansestadt Lübeck unterstützt die queere Kinder- und Jugendarbeit im landesweiten Vergleich vorbildlich. Die neue Rathauskooperation von CDU, Grünen und FDP befürwortet die Forderung nach Räumen für queere Menschen jeder Altersklasse in Lübeck. Dies wird insbesondere dann notwendig, wenn der Bundestag endlich das Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet und die Rechte von trans*, nicht-binären und agender Personen stärkt. Bisher gibt es in Lübeck keine Beratungsräume für Personen ab 27 Jahren.“
Die Demonstration wird von Redebeiträgen und Musik begleitet. Alle Teilnehmenden sind eingeladen, Fahnen, Plakate und andere Symbole der Solidarität mitzubringen. Um die Sichtbarkeit der trans* Community zu erhöhen bitten wir als veranstaltende Organisation keine Parteifahnen mitzuführen.
Die Veranstalter:innen fordern alle Interessierten und Unterstützer:innen auf, an dieser Demonstration teilzunehmen und sich für eine Welt einzusetzen, in der alle Menschen die gleichen Rechte haben, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität.
Details der Demonstration:
Datum: 26.03.2024
Uhrzeit: 16 Uhr
Ort: Am Brink, 23564 Lübeck
Für weitere Informationen und Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Einen sicheren "Hafen der Akzeptanz" an der Westküste Schleswig-Holsteins suchten junge LSBTIQA+ immer wieder. Es gab in den letzten Jahren viele vereinzelte Veranstaltungen, einige Queercafés und auch queere Jugendgruppen. Sichtbar war in erster Linie ehrenamtliches Engagement. Weite Wegstrecken, schlechte Anbindung von Ortschaften und zuletzt auch die Auswirkungen der Coronapandemie erschwerten den Besuch und die Entstehung neuer Angebote. Auch im ZUq*NFTsprojekt von lambda::nord hatten wir damit zu kämpfen. Flensburg, Kiel und Lübeck sind zu weit von den Lebensmittelpunkten der Westküste entfernt, als dass junge Menschen spontan an Angeboten teilnehmen könnten.
Es bestand daher an verschiedenen Stellen der Wunsch, einen eigenen Raum für queere Kinder- und Jugendarbeit zu organisieren und auch außerhalb der Großstädte und im ländlichen Raum mehr Sichtbarkeit für queeres Leben zu schaffen. Dieser Ort soll auch spontan von jungen queeren Menschen genutzt werden können, durch eine zentrale Lage gut erreichbar sein und nicht immer umgebaut werden müssen: Weil generell die Angebote für junge Menschen im ländlichen Raum begrenzt sind, teilen sich viele Interessen Orte. Diese multifunktional genutzten Räume sind wichtig, erfüllen aber leider nicht immer das Schutzinteresse von queeren jungen Menschen nach einem Safer Space - auch aus der Angst vor einem Outing.
Ein ehrenamtliches Team aus queeren jungen Menschen engagiert sich aktuell in und um Flensburg, Kiel, Husum und Lübeck für die Sichtbarkeit junger queerer Menschen und ihrer Bedarfe. Das im Frühjahr bewilligte Projekt wird durch das Zukunftspaket gefördert. Dabei geht es immer wieder um die Frage: "Was ist Dein queeres Zukunftsthema und wie kann lambda::nord Dich unterstützen?" Das Ziel ist eine bedarfsgerechte Angebotslandschaft für queere junge Menschen in Schleswig-Holstein. Mit Veranstaltungen in Kiel, Flensburg und Lübeck konnten wir bereits viele junge Menschen in Schleswig-Holstein erreichen. Den Höhepunkt dabei bildete eine ZUq*NFTskonferenz in den Herbstferien in Lübeck.
Mit bewundernswerter Unterstützung unseres Projekt-Ehrenamtlichen für Husum, Danny Glaß, konnten wir zunächst sowohl einen geeigneten Raum für Angebote identifizieren, diesen für 2023 anmieten und entsprechend der Wünsche der Jugendlichen vor Ort gestalten. Den Anwesenden bei der Geburtstagsparty "30 Jahre lambda::nord" am 11.11.2023 und insbesondere dem ehrenamtlichen Vorstand wurde mit diesem Ergebnis der ZUq*NFTswerkstatt (vorher/nachher) ein tolles Geburtstagsgeschenk symbolisch übergeben:
Danny Glaß, ehrenamtlicher Innovationshelfer im ZUq*NFTsprojekt aus Husum: "Im Pop-up-Jugendbüro "Hafen der Akzeptanz" in der Husumer Innenstadt planen wir Anfang Dezember eine offizielle Eröffnungsfeier und laden junge LSBTIQA+, Interessierte, Lokalpolitik und Nachbar:innen ein. Wir haben auch bereits tolle Ideen für Angebote: Dazu planen wir Workshops zum Thema Sternenbeobachtung, Sichtbarkeit von queeren Themen und haben auch verschiedene Kostüme zum Thema Rollenwechsel und einen Greenscreen besorgt. Von lambda::nord und der Beratungsstelle NaSowas, aber auch zu anderen Angeboten in Schleswig-Holstein, liegen im Hafen der Akzeptanz Infomaterialien aus und wir planen auch Kooperationsveranstaltungen mit Schulklassen."
Aufgrund der aktuellen Haushaltslage ist eine weitere Finanzierung des Pop-up-Jugendbüro "Hafen der Akzeptanz" in Husum keine leichte Aufgabe. Moritz Griepentrog, Landesgeschäftsführung, lambda::nord: "Für uns ist es bisher noch unklar, ob die Landesregierung in Schleswig-Holstein die Mittel der freien Träger adäquat an die Tariferhöhung des TVL anpassen wird. Wir bezahlen nach Tarif und müssen bei fehlender Erhöhung im schlimmsten Fall sogar hauptamtliche Stunden reduzieren. In Schleswig-Holstein sehen wir vor Ort auch die Kommunen in der Pflicht, Angebote für queere junge Menschen zu unterstützen. Selbstverständlich kommt auch eine Finanzierung über Spenden in Frage. In Husum sprechen wir von etwa 10.000,00 € im Jahr, um den Hafen der Akzeptanz ehrenamtlich zu betreiben und die Miete zu finanzieren."
Das Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit ist ein Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Es wird umgesetzt von der Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung (gsub) und der Stiftung SPI. Der Programmteil „Kinder- und Jugendbeteiligung im Zukunftspaket“ wird verantwortet von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS).
Das Jugendnetzwerk lambda::nord organisierte unter dem Motto "Rebuilt a better future" am 17. September 2023 in den Räumlichkeiten am Pferdemarkt in Lübeck eine inspirierende Veranstaltung zum Thema sichere und nachhaltige Räume in der Kinder- und Jugendarbeit. Mit Unterstützung eines ehrenamtlichen Elektronikers und journalisitsch begleitet durch die DKJS wurden queere Jugendliche in einem sicheren Raum ermutigt, aktiv an der Bewältigung der Klimakrise praktisch mitzuwirken und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Bei der ZUq*NFTswerkstatt wurden gleich zwei Zukunftsfragen thematisiert: Wie funktioniert Empowerment für junge LSBTIQA+ und wie sparen und erzeugen wir gemeinsam Energie für das queere Kinder- und Jugendzentrum.
Dieses einzigartige Veranstaltungsformat hebt sich hervor, da sie in einem Safer Space stattfand, der speziell für queere junge Menschen geschaffen wurde. Hier können junge LSBTIQA+ offen über ihre Anliegen sprechen, sich engagieren und gemeinsam Lösungen für drängende Herausforderungen entwickeln. Die ZUq*NFTswerkstatt bot die Möglichkeit, defekte Gegenstände zu reparieren und gleichzeitig über die Bedeutung von Wiederverwendung und Reparatur für die Umwelt zu diskutieren. Das Highlight der Veranstaltung war die Inbetriebnahme eines Balkonkraftwerks, bei der die Teilnehmenden hautnah erleben können, wie erneuerbare Energiequellen funktionieren und wie sie zur Verringerung der Umweltauswirkungen beitragen können.
Moritz Griepentrog, Landesgeschäftsführung Schleswig-Holstein bei lambda::nord, betont die Bedeutung dieses sicheren Raums: "Wir sind stolz darauf, Räume zu schaffen, in denen queere Jugendliche sich frei ausdrücken und entfalten können. Dies ist auch entscheidend, um die drängenden gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen wie der Klimakrise gesamtgesellschaftlich anzugehen und gleichzeitig die individuellen Bedürfnisse und Anliegen der jungen LSBTIQA+ Community zu berücksichtigen. Ein wichtiges Thema ist hier auch, dass gerade für Familien, Auszubildende und Studierende die Lebenshaltungskosten massiv gestiegen sind. Bei unserer Veranstaltung sparen wir nicht nur Neuanschaffungskosten, sondern reden beim gemeinsamen Mittagessen auch über Sorgen und Zukunftsängste, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken können."
Die Veranstaltung ist eine von 16 ZUq*NFTswerkstätten in ganz Schleswig-Holstein, die aktuell stattfinden. Das im Frühjahr bewilligte Projekt wird durch das Zukunftspaket gefördert. Ein ehrenamtliches Team aus queeren jungen Menschen engagiert sich in und um Flensburg, Kiel, Husum und Lübeck für die Sichtbarkeit junger queerer Menschen und ihrer Bedarfe. Dabei geht es immer wieder um die Frage: "Was ist Dein queeres Zukunftsthema und wie kann lambda::nord Dich unterstützen?" Das Ziel ist eine bedarfsgerechte Angebotslandschaft für queere junge Menschen in Schleswig-Holstein.
Das Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit ist ein Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Es wird umgesetzt von der Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung (gsub) und der Stiftung SPI. Der Programmteil „Kinder- und Jugendbeteiligung im Zukunftspaket“ wird verantwortet von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS).